Abgrenzung der Begriffe Schutzart und Schutzklasse
Die Begriffe Schutzart und Schutzklasse werden fälschlicherweise oft gleichermaßen verwendet. Die Schutzart ist jedoch von der Schutzklasse zu unterscheiden. Während die Schutzart den Gehäuseschutz eines Gerätes gegen das Eindringen von Fremdkörpern (wie beispielsweise von Werkzeug oder Fingern) und Wasser beschreibt, definiert die Schutzklasse Maßnahmen, die gegen berührungsgefährliche Spannungen schützen sollen. Man unterscheidet die Schutzklassen I (Geräte mit Schutzleiter), II (Geräte mit Schutzisolierung) und III (Geräte mit Schutzkleinspannung).
Was sind IP Codes?
Die Bezeichnung IP Codes stammt aus dem Englischen und steht für „International Protection“. Die IP-Schutzarten geben die Eignung von elektrischen Betriebsmitteln für unterschiedliche Umgebungsbedingungen an sowie den Schutz von Personen vor möglichen Gefahren während der Nutzung. Sie zeigen an, wie stark ein Produkt gegen das Eindringen von Fremdkörpern oder Wasser geschützt ist. Um die jeweilige Schutzart zu ermitteln, werden umfangreiche Tests durchgeführt. Anschließend werden die Produkte anhand der erzielten Ergebnisse der zugehörigen Schutzart untergeordnet.
Erste Kennziffer – Schutz gegen Fremdkörper und Berührungen
Die erste Kennziffer gibt den Schutz gegen Berührung und Eindringen von Fremdkörpern an.
0 steht für „keinen Schutz“ und 6 für „Staubdicht“
0 = kein Schutz
1 = Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ≥ 50 mm)
2 = Geschützt gegen mittelgroße feste Fremdkörper (Durchmesser ≥ 12,5 mm)
3 = Geschützt gegen kleine feste Fremdkörper (Durchmesser ≥ 2,5 mm)
4 = Geschützt gegen kornförmige feste Fremdkörper (Durchmesser ≥ 1,0 mm)
5 = Geschützt gegen Staub in schädigender Menge
6 = Geschützt gegen Staubeintritt (staubdicht)
Zweite Kennziffer - Schutz gegen Feuchtigkeit bzw. eindringendem Wasser
Die zweite Kennzahl gibt den Schutz gegen Wasser an. 0 steht dabei für keinen Schutz und 8 für Schutz gegen dauerndes Untertauchen
0 = kein Schutz
1 = Geschützt gegen senkrecht fallendes Tropfwasser
2 = Geschützt gegen schräg fallendes Tropfwasser bis 15°
3 = Geschützt gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte
4 = Geschützt gegen allseitiges Spritzwasser
5 = Geschützt gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel
6 = Geschützt gegen starkes Strahlwasser
7 = Geschützt gegen zeitweiliges Untertauchen
8 = Geschützt gegen dauerndes Untertauchen
9 = Geschützt gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung in der Landwirtschaft
Je größer der Wert jeder Ziffer, desto größer ist der Schutz des jeweiligen Produkts.
IP67 Schutzart
Die Schutzart IP67 beschreibt den Schutz vor Staub sowie vor zeitweiligem Untertauchen bis maximal 1 Meter Wassertiefe.
Erste Kennziffer: 6= Schutz gegen Staubeintritt (staubdicht), vollständiger Schutz gegen Berührung
Zweite Kennziffer: 7= geschützt gegen zeitweiliges Untertauchen unter Wasser
Bis zum Schutzgrad IPX6 (bei DIN EN 60529) bzw. IPX6K (bei ISO 20653) sind die darunter liegenden Schutzgrade eingeschlossen. Bei den höheren Schutzarten gilt dies für die Wasserschutzgrade 7, 8 und 9K nicht automatisch. Falls ein Einschluss einer niedrigeren Schutzart gefordert wird, ist dies durch eine Doppelbezeichnung angegeben, beispielsweise IPX6K/IPX9K.
Weitere IP Schutzarten und deren Bedeutungen
IP20: Berührungsschutz vor festen Fremdkörpern mit einer Größe über 12mm, kein Schutz vor Flüssigkeiten
IP54: Schutz vor Ablagerungen von Staub im Inneren und Berührungen sowie effizienter Schutz gegen Spritzwasser
IP44: Schutz gegen kornförmige feste Fremdkörper, geschützt gegen den Zugang mit einem Draht, geschützt gegen allseitiges Spritzwasser
IP66: Schutz gegen Staub, Berührung und starkes Strahlwasser
IP68: Schutz gegen Staub, Berührung und dauerndes Untertauchen
Schutzklassen im Überblick
Die Einteilung in Schutzklassen deutet darauf hin, welches Risiko von einem elektrischen Gerät ausgeht. In Deutschland gibt es 3 Schutzklassen, die jeweils durch Symbole gekennzeichnet sind. Die Schutzklassen für alle elektrischen Betriebsmittel sind durch die Normen EN 61140 bzw. VDE 0140-1 festgelegt. Die zugehörigen Symbole können der IEC 60417 entnommen werden.
Schutzklasse 0
Geräte der Schutzklasse 0 sind lediglich mit einer Basisisolierung geschützt. Der Schutz muss durch die Umgebung gewährleistet werden, da es keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen gibt. Die Schutzklasse 0 ist in Deutschland nicht zugelassen.
Schutzklasse 1 Schutz durch Schutzleiter
Alle elektrisch leitfähigen Gehäuseteile eines Geräts aus der Schutzklasse 1 sind mit einem Schutzleiter verbunden. Bewegliche elektrische Geräte haben als Schutz eine Steckverbindung mit Schutzleiterkontakt. Im Fehlerfall berührt ein stromführender Leiter das mit Schutzleiter versehene Gehäuse und es entsteht ein Körperschluss. Der Leitungsschutzschalter schaltet das Gerät daraufhin spannungsfrei.
Beispiele: Waschmaschine, Kaffeemaschine
Schutzklasse 2 Schutz durch Schutzisolierung
Geräte aus der Schutzklasse 2 verfügen über eine verstärkte oder doppelte Isolierung gegen gefährliche Körperströme. Alle leitfähigen Teile müssen durch eine verstärkte Isolierung vom von spannungsführenden Teilen geschützt sein. Die Geräte sind nicht mit einem Schutzleiter verbunden. Meist verfügen sie über zweipolige Stecker (Eurostecker).
Schutzklasse 3 Schutz durch Schutzkleinspannung
Geräte aus der Schutzklasse 3 dürfen nur mit Sicherheitskleinspannung oder Schutzkleinspannung (SELV/PELV) betrieben werden. Sie dürfen nur an SELV- (Safety Extra Low Voltage) oder PELV-(Protective Extra Low Voltage) Stromquellen angeschlossen werden. Die Grenzwerte für Wechselspannung sind ≤ 50V, für Gleichspannung (DC) ≤ 120V. Als Spannungsquellen geeignet sind Akkus, Batterien oder Sicherheitstransformatoren.
Beispiele: Netzteile, Laptopnetzteil
Das sollten Sie über die Kennzeichnungspflicht wissen
Die Kennzeichnungspflicht der Schutzklassen wird in der Norm DIN EN 61140 festgelegt. Dabei gelten für jede Klasse andere Regelungen. Während die Schutzklasse 1 nicht zwingend gekennzeichnet werden muss, besteht für die Schutzklassen 2 und 3 eine Kennzeichnungspflicht. Die Netzverbindungen müssen mit entsprechenden Leiterkennzeichen versehen sein. Bei Nichteinhaltung erwarten den Hersteller hohe Strafen.